Foto: Staatsoper Stuttgart
Alle Sinfonien von Ludwig van Beethoven führt das Staatsorchester unter GMD Cornelius Meister bis zu den Sommerferien in kleiner Besetzung im Beethovensaal der Liederhalle auf. Ute Harbusch hat Beethovens 4. Sinfonie gehört und sich mit Petra Heinze darüber unterhalten.
Petra Heinze: Liebe Ute, wie waren die Erläuterungen von Herrn Meister zu Beginn?
Ute Harbusch: Sie waren kurzweilig und charmant vorgetragen. Wir haben Biografisches und Anekdotisches erfahren und einiges über die Musik. Letzteres wurde jeweils mit knappen Musikausschnitten illustriert. Dann folgte die vollständige Aufführung der Sinfonie. Einem Vergleich zu dem, was man seit Monaten im Radio über Beethoven hören kann, konnten die knappen zwanzig Minuten Einführung aber nicht standhalten.
Petra Heinze: Wie war es, mit weniger als 100 Menschen im Beethovensaal zu sein und wie fühlte sich die Nähe zum Orchester an?
Ute Harbusch: Ein Gefühl, privilegiert zu sein, kam nicht auf. Das Improvisierte, die Studio-Atmosphäre drängten sich derart in den Vordergrund, dass ich den Abend gar nicht mit einem herkömmlichen Konzert vergleichen möchte. Orchester und Publikum saßen ebenerdig im Saal, das Publikum diesmal seitlich neben dem Orchester. Hier wird offenbar noch mit der Aufstellung experimentiert. Die räumliche Nähe hat aber keine gefühlte Nähe erzeugt, auf keiner Seite, wie mir schien.
Petra Heinze: Wie klang Beethovens Vierte mit 40 Musikern?
Ute Harbusch: Das ist ja durchaus die Größenordnung, in der sich auch die Orchester der Beethoven-Zeit bewegten. Offen gestanden, kann ich kaum beurteilen, wie das Orchester wirklich klang, denn die Akustik war wegen der fehlenden Bestuhlung extrem hallig und mit der Pauke halb unter der Empore auch dumpf. Es muss ein mörderischer Koordinationsaufwand für jeden einzelnen Musiker gewesen sein, in diesem rhythmisch vertrackten Stück trotzdem zusammenzubleiben, mit meterweitem Abstand zu den Kolleginnen. Das ist auch nicht immer so gelungen wie man das Staatsorchester kennt. Doch einen magischen Moment gab es, in dem alles stimmte: beim Klarinettensolo im zweiten Satz, den Meister zwischen Seligkeit und Humoreske pendeln ließ.
Petra Heinze: Ist das ein Format für die Zukunft, also auch für die Zeit nach Corona?
Ute Harbusch: Darüber nachzudenken lohnt auf jeden Fall. Denn wenn wir gar nichts lernten aus dieser Zeit, sondern einfach zur Tagesordnung zurückkehrten, sobald das geht, das wäre doch schade. Ich denke, am pädagogischen Konzept müsste noch weiter gefeilt werden, und es bräuchte definitiv bessere akustische Bedingungen.
Weitere Konzerte dieser Reihe finden am 21., 22. und 24. Juli statt. Es sind wieder Karten erhältlich. Telefon: 0711 20 20 90.
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