Die Online-Kulturzeitung für Stuttgart und Umgebung


Was wünschen Sie sich vom Konzertleben der Zukunft?

Ein dynamisches Publikum im Theaterhaus Stuttgart, Foto: Holger Schneider

Wir haben es alle sehr vermisst. Nun ist das Konzertleben durch den zunehmenden Impfschutz gegen Corona wieder in Gang gekommen. Was wünschen sich Konzertgänger:innen in Deutschland nach dieser langen Durststrecke von ihrem Konzertleben? Wir haben mal nachgefragt.

Von Jürgen Hartmann und Petra Heinze

Ich brauche viel mehr neue Musik mit verständlich ausgearbeiteten und klar vorgetragenen Einführungen in Werk, Komponist und Instrumentarium. Was bringt mir eine Bühne voller kurioser und unbekannter Instrumente, wenn ich nicht erklärt bekomme, wie sie gespielt werden und klingen? Eine Übertragung im Radio lässt mich noch ratloser in meinem Sessel sitzen. Ich wünsche mir weniger hochgejubelte Stars, weniger Exklusivfestivals, annehmbare Preise und weniger Aufwand um den Kartenerwerb! Dorothea Schwarz, Bergisch Gladbach

Ich würde mir wünschen, dass Konzerte, die mich interessieren, nicht bereits vor ihrer Ankündigung ausverkauft sind, wie das beim Rheingau Musik Festival die Regel ist. Darüber hinaus würde ich mich über mehr originelle Beiträge freuen, zum Beispiel eine Darbietung, die die Tuba in den Mittelpunkt stellt. Empfehlung hierzu: Trio 21 Meter 60, Nothing but tuba – von Monteverdi bis in die Moderne. Wolfgang Fricke, Erbes-Büdesheim

Konzerte aller Art in Echtzeit übertragen auf einem TV-Konzertkanal, in guter Qualität – das kann ich mir für die Zukunft des Konzertlebens vorstellen. Pandemien, Benzinpreiserhöhungen und ähnliches könnten ein Überdenken vom gewohnten Konzerthausgang notwendig machen. Werner Pick, Nordenham

Als Freundin sowohl der E- als auch der U-Musik hoffe ich, dass in Zukunft wieder klassische Konzerte in Konzertsälen als auch Open-Air-Veranstaltungen stattfinden können. Ich mag auch Straßenkonzerte aller Art und natürlich Musicalbühnen. Ich vermisse sie sehr, da sie für mich Entspannung und Freude pur sind. Ich schätze die Vielfalt der musikalischen Angebote. Gerade nach Corona halte ich diese für besonders wichtig, auch für die Zukunft insgesamt. Jutta Hoffmann, Odelzhausen

Ich gehe viel lieber in Konzerte mit Musik, die mir noch nicht bekannt ist und dabei am liebsten in die der neueren Musik – allerdings bin ich niemand, der dafür extra weit reist. Also sollten mich die Konzertsäle in meiner Nähe gerne mit Neuem überraschen: Neuen Interpretationen oder Entdeckungen von Altem oder eben ganz Neuem. Und dazu wünsche ich mir, dass auch in diese Konzerte mehr Menschen gehen als bisher, aber leider sind die Säle ja wirklich eher ausverkauft bei bekannten Programmpunkten. Angelika Laubmeier, Luzern

Nach den Distanzerfahrungen der Coronazeit wünsche ich mir kleinere Konzertformate, bei denen das Publikum den Musiker:innen nah sein kann, mit Möglichkeiten zu Austausch und Begegnung. Und lebendiges Konzertleben heißt auch Überschreitung von Grenzen, Genremixe, Experimente, ungewöhnliche Orte, auch außerhalb angestammter Säle. Sybille Müller, Stuttgart

Konzertbesuche müssen natürlich den Hygienevorschriften entsprechen. Schön wäre es, wenn man das ohne Maske genießen könnte. Für die Künstler soll es einfach weiter gehen, sodass sie nicht um ihr Existenz bangen müssen. Liz Koslitz, Höchberg

Egal, ob ich allein oder mit anderen ein Konzert besuche, es wird wieder ein gemeinschaftliches Erleben sein: langsam verebbendes Gemurmel bis zur Stille, der erste Ton, die Musik – ob bekannt oder völlig neu, Anstoß für eigene fliegende Gedanken, wieder Stille, dann Applaus. All das in Gemeinschaft! Katharina Zierold, Potsdam


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Aktuelle Beiträge

  • Balance aus Pracht und Maß
    Mit dem Kammerchor und dem Barockorchester Stuttgart hat Frieder Bernius erneut eine Messe und weitere Werke von Jan Dismas Zelenka auf CD herausgebracht. Susanne Benda ist hellauf begeistert.
  • 200 gut singende Leute als Basis
    Der Schweizer Komponist Klaus Huber wäre am 30. November 2024 einhundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass gibt es in der Bad Cannstatter „Musik am 13.“ Hubers Werk „Sonne der Gerechtigkeit“. Die Kesseltöne haben den künstlerischen Leiter Jörg-Hannes Hahn dazu befragt.
  • Das Herbsträtsel: Wer schrieb das?
    Sie waren mehr als Freunde, mehr als Vertraute, mehr als Verbündete und mehr als Liebhaber. Wenn Beziehungen ein Puzzle sind, dann war ihres von Anfang an vollständig.
  • Die Kesseltöne lesen: Die große Versuchung
    Weil zwei Konzerte abgesagt wurden, haben Ute Harbusch und Petra Heinze den jüngsten Roman des peruanischen Literaturnobelpreisträgers Mario Vargas Llosa gelesen. Wäre Live-Musik ergiebiger gewesen?
  • Stehenbleiben wäre unkreativ
    In „Goldbergs Traum“ verbindet das Stuttgarter Kammerorchester Bachs Goldberg-Variationen nicht nur mit zeitgenössischen Kompositionen, sondern auch mit Künstlicher Intelligenz. Jürgen Hartmann sprach darüber mit SKO-Intendant und Initiator Markus Korselt.