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Wie war’s bei „Banana Island“ im Theater Rampe?

Die apokalyptischen tänzer*innen huldigen der Banane. Foto: Julia Schäfer

Die Performance „Banana Island“ der apokalyptischen tänzer*innen kam 2019 im Theater Rampe heraus. Anlässlich des Festivals „6 Tage frei“ mit ausgesuchten Produktionen der Freien Szene gab es nun ein Wiedersehen. Ute Harbusch und Petra Heinze waren vor Ort und tauschten ihre Eindrücke aus.

Petra Heinze: Liebe Ute, der Auftakt war stark: Auf die Bühne kommen zwei Frauen und ein Mann, gewandet in eine kunstvolle Kreuzung aus Reifrock und Lido-Kostüm. Obenherum sind sie hauptsächlich mit einer fleischfarbenen Gaze bedeckt, die Nacktheit andeutet. Der Mann offenbart dabei eine Mischung aus Brustpelz und Tätowierung, was mich so fasziniert, dass ich nicht mehr höre, was er sagt. Peng, entlarvt als Sexistin. Eine riesige Banane dominiert die Bühne und wird von dem Trio umtanzt. Dies tut es allerdings eher ungelenk und schubst sich dabei sogar gegenseitig. Mir scheint, uns soll hier kein echter Kunstgenuss gegönnt werden, denn wir sind vielleicht nicht nur Sexist:innen, sondern auch Rassist:innen und Kolonialist:innen, laut Ankündigung die Themen des Abends. Wie hast Du das empfunden?

Ute Harbusch: Ja, als jemand, der Bananen isst, partizipiere ich, und zwar als Gewinnerin, am globalen Unrechtssystem, das mit Anbau und Vermarktung der Banane verbunden ist. In langen gesprochenen Monologen und einem gesungenen Lamento wurden wir, das Publikum, über die entsprechenden Daten, Fakten, Zahlen informiert. Kompakte Ergebnisse einer wahrscheinlich mäßig aufwendigen Recherche, die bei mir immerhin kurz für Aha-Erlebnisse sorgten. Aber mir scheint, dass mir der Kunstgenuss nicht zur Strafe bewusst vorenthalten wurde, sondern dass bei all dieser diskursiven Didaktik das Performative schlicht zu kurz kam. „Choreografische und performative Investigation“ nannte sich das, was wir gesehen haben.

Petra Heinze: Äh, heißt das auf Deutsch, sie nähern sich dem Thema suchend an? Das stimmt: Ich kam mir vor wie in einer etwas ausgefransten Endlosschleife und langweilte mich prächtig. Bei den Urvätern und -müttern der Happenings und Performances spielte die Langeweile ja eine wichtige Rolle: Die Zuschauererwartungen sollten in Frage gestellt werden …

Ute Harbusch: Ich glaube, der Mangel an echten Bühnenerlebnissen, die erstaunen oder verstören, war keine Absicht. Er wurde eher unbeholfen durch Kostümgags und einen mir völlig rätselhaft gebliebenen Tanz mit der Windmaschine überspielt. Das Singen, das Tanzen selbst wurde dagegen bewusst als unvollkommen vorgeführt. Was ich problematisch fand. Denn wie kann ich mich ernsthaft auf den kritischen Ansatz des Abends einlassen, wenn ich immer wieder zum Kichern gereizt werde? Es wurde auch tatsächlich viel gekichert im Publikum. Aber warum? Ich kann doch in einer Performance hervorragend tanzen, singen, spielen und trotzdem inhaltlich einen kritischen Ansatz haben, oder nicht? Bis auf das barocke Lamento bestand die Musik aus unterhaltsamen, lateinamerikanischen Songs, also aus den Herkunftsländern der Banane, darunter der berühmte Chiquita-Werbesong aus den 1940ern. Diese Songs wurden in der Komposition von Sara Glojnarić zum Schluss akustisch zerstückelt, als sollte damit das ausbeuterische System des Bananenkonsums zerstört werden.

Petra Heinze: Apropos Bananenkonsum: Beim Warten auf den Einlass in den Theatersaal wurden uns leckere frittierte Bananenscheiben angeboten. „Eine essbare Installation“, stand auf einem Schild.

Ute Harbusch: Drei attraktive Frauen aus Kolumbien in bunten Gewändern und mit farbenfrohen, kunstvoll geschlungenen Tüchern auf dem Kopf haben im Foyer salzige Kochbananen-Chips hergestellt, nach einem einheimischen Rezept, wie sie erklärten, und uns gereicht. Schon da hatten wir uns schuldig gemacht …

https://www.6tagefrei.de


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