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Harbuschs Tipps des Monats

Lesezeit: 3 Minuten

Welche Konzerte sollte man in der zweiten Juni-Hälfte in Stuttgart besuchen? Ute Harbusch empfiehlt die Kombination Schlagzeug und Orgel, ein Jugendbarockorchester, einen Komponistinnentag und ein modernes Oratorium.

Pulsierende Klanggebäude – 17. Juni, 20 Uhr, Stadtkirche Bad Cannstatt

Fotos: Björn Klein (Jörg-Hannes Hahn), Sänger Stuttgart (Franz Bach)

Ja, ich mag Musik, wenn sie laut ist. Schlagzeug und Orgel gehen da mit gutem Beispiel voran, beide können überwältigende Energien freisetzen. Aber sie können natürlich auch anders, zum Beispiel ein irisierendes Spektrum an Klangfarben entfalten. Neue Musik in dieser seltenen Kombination ist mit Franz Bach, dem SWR-Schlagzeuger und Marimba-Partner von Katarzyna Myćka, sowie Hausherr Jörg-Hannes Hahn an der Orgel zu erleben. Sie spielen als Duo „Sine nomina super nomina“ von Hahns Lehrer Werner Jacob und die Uraufführung „Bel-Pa“ – eine Pachelbel-Paraphrase – von Franz-Jochen Herfert, solo steuert Franz Bach noch Iannis Xenakis‘ „Rebonds“ bei. Bitte beachten: Ausnahmsweise spielt „Musik am 13.“ am 17. statt am 13. Der Eintritt ist frei.

www.musik-am-13.de


Junge Menschen mit alter Musik – 18. Juni, 18 Uhr, Liederhalle Mozart-Saal

Die Telemänner (Foto: Steffi Bade-Bräuning)

Sie seien „bundesweit das einzige Barockorchester, welches junge Musiker im Alter von 8-18 Jahren fördert, die jüngste Gruppe bereits ab 4 Jahren“, heißt es auf der Homepage. Seit 2008 gibt es unter dem Dach der GEDOK Stuttgart das Jugendensemble, das sich, nicht ganz gendergerecht, „Die Telemänner“ nennt. Seit 2021 arbeiteten sie mit dem Geiger und Komponisten Aleksey Igudesman zusammen. Letztes Jahr waren sie auf Konzertreise in St. Louis/USA, jetzt ist das dortige Streichorchester der Lindbergh High School zu Gast in Stuttgart. Gemeinsam präsentieren sie Musik von Bach bis Bernstein. Der Eintritt ist auch hier frei. Laut Ankündigung darf man bei diesem „Take-Away-Konzert“ sogar „ein Stück vom Konzert mit nach Hause“ nehmen.

www.gedok-stuttgart.de


Lieder von Frauen – 22. Juni, 14-18 Uhr, HMDK Kammermusiksaal

Pauline Viardot, gezeichnet von Pjotr Fjodorovich Sokolov, Foto: Wikimedia Commons

Luise Greger, Muriel Herbert, Agathe Backer Grøndahl, Pauline Viardot, Rita Strohl, Josephine Lang, Cecilia Damström, Sara Ross, Riikka Talvitie. Seien Sie ehrlich: Wie viele der Namen sind Ihnen bekannt? Wessen Musik haben Sie schon im Konzert gehört? Beim Komponistinnen-Tag „her*hits“ der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie bringen Studierende der Hochschulen von Stuttgart, Hannover, Salzburg und Nürnberg in drei Konzerten Lieder der Genannten und vieler weiterer Frauen aus verschiedenen Nationen und Jahrhunderten zu Gehör. Die Musikwissenschaftlerin Maria Behrendt ist Expertin für Gender-Studies und gibt einen einleitenden Impuls; ein Round Table fragt abschließend, was getan werden muss, „damit in Konzertprogrammen Komponistinnen endlich gleichberechtigt wahrgenommen werden“. Der Eintritt ist frei.

www.ihwa.de, www.hmdk-stuttgart.de


Ein Evangelium unserer Zeit – 22. Juni, 19 Uhr, Liederhalle Beethoven-Saal

Hans-Christoph Rademann, Foto: Holger Schneider

Eine begeisterte Freundin schenkte mir vor Jahren die Aufnahme der Live-Konzerte von 1975 in Piräus und Athen. Zehntausende befreiter Griechen jubelten über Mikis Theodorakis‘ Vertonung des „Canto General“ von Pablo Neruda. Mich hat die CD an sich weniger begeistert, aber doch neugierig gemacht, mir das Stück jetzt im Konzertsaal anzuhören. Zu Theodorakis‘ 100. Geburtstag – ja, das ist der, von dem die Filmmusik zu „Alexis Sorbas“ stammt – hat die Bachakademie das moderne Oratorium in ihr Programm genommen. Hans-Christoph Rademann dirigiert Julia Böhme (Alt), Daniel Ochoa (Bariton), den Chor der Gaechinger Cantorey und ein Instrumentalensemble aus Flöten, Bouzoukis, Mandolinen, Gitarren, E-Bass, Klavier und einer langen Latte von Rhythmusinstrumenten wie Bongos, Maracas, Güiro und noch vielen mehr.

www.bachakademie.de

Titelfoto (Die Telemänner): Anja Gethöfer


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