Foto: Holger Schneider
Wie gehen die Stuttgarter Musik-Institutionen mit der durch Corona entstandenen Planungsunsicherheit um? Fallen die Konzerte weiterhin aus? Gibt es einen Plan B für die nächste Saison mit kleinen Formaten? Oder einen digitalen Weg? Wir haben mal nachgefragt…
Von Petra Heinze
Die Phase der ersatzlosen Konzertabsagen ist vorbei, wir arbeiten an Alternativen: Das wären digitale Formate und mit Beginn der neuen Saison auch Planungen für kleiner besetzte Konzerte. Kleiner besetzt betrifft jedoch auch die Saalbelegung, nicht notwendig die Veränderung der angekündigten Programme.
Katrin Zagrosek, Geschäftsführende Intendantin der Bachakademie
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Wir haben zahlreiche Konzerte zunächst optimistisch vom Frühjahr in den Sommer, dann weiter in den Spätherbst verlegt. Als privat finanzierter Veranstalter ist die Konzertdirektion Russ darauf angewiesen, dass die durchgeführten Konzerte in Summe kein Defizit einbringen, denn eine Art Nachtragshaushalt gibt es nicht. Das engt die Spielräume für alternative Konzertform in der Konsequenz ein: Mit einem Fünftel der kalkulierten Sitzplatz-Kapazität kann kein Konzert wirtschaftlich sinnvoll durchgeführt werden, mal ganz abgesehen von der emotionalen Qualität des Erlebnisses. Es bleibt also die Hoffnung, dass das Covid-19-Infektionsgeschehen ebenso dynamisch wieder in den kontrollierbaren Bereich zurückgeht, wie es über uns hereingebrochen ist. Technisch wird ebenfalls alles getan, damit atmosphärisch und künstlerisch wie auch kaufmännisch sinnvolle Konzerte ab dem Herbst wieder stattfinden können. Auch das Vertrauen des Publikums muss teilweise wieder zurückgewonnen werden, sowohl mit Blick auf die Sicherheit als auch dahingehend, dass Termine dann nicht noch ein drittes Mal nicht gehalten werden können.
Michaela Russ, Geschäftsführerin der Konzertdirektion Russ
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Wir rechnen für das Stuttgarter Kammerorchester damit, dass ab Juni kleinere Veranstaltungen wieder möglich sein werden, natürlich unter Beachtung sämtlicher Corona-Anordnungen. Klein aber fein ist dann sicher ein großer Vorteil: Mit nur 17 Streichern kann das SKO mit genügend Sicherheitsabstand auf fast allen Bühnen spielen. Die Frage ist nur, wie es sich für Veranstalter rechnet, wenn sie nur einen Bruchteil der Plätze belegen dürfen. Aber auch da findet man sicher eine Lösung, wenn man nicht erwartet, dass alles so sein kann wie vor Corona. An uns wird‘s jedenfalls nicht scheitern, wir wollen nur spielen! Seit zwei Jahren arbeiten wir intensiv an Projekten zum Thema Digitalisierung, die aktuelle Zeit hat wieder gezeigt, wie wichtig das Thema ist. Hologrammkonzerte, Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und digitale Unterrichtsformen sind in Planung oder bereits umgesetzt und werden aus unserem künstlerischen Alltag bald nicht mehr wegzudenken sein.
Markus Korselt, Intendant und Künstlerischer Leiter des SKO
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Unsere »Stunde der Kirchenmusik« haben wir am 22. Mai wieder aufgenommen, allerdings in einer liturgischen Variante: »Musik & Psalm« mit zwei Durchgängen zu je 35 Minuten, also ebenso lang wie die derzeitigen Gottesdienste. Dieses Format behalten wir auch für den Internationalen Orgelsommer bei. Derzeit gehen wir davon aus, dass Auftritte kleinerer solistischer Ensembles, die bei uns für die Freitagabende im September geplant sind, stattfinden können. Wie es mit den größer besetzten Chorkonzerten ab Oktober aussehen wird, ist momentan nicht absehbar. Im schlimmsten Fall werden wir die Chöre durch kammermusikalische Ensembles ersetzen müssen. Uns ist es wichtig, dass wir unseren Besucherinnen die »Stunde« wieder regelmäßig, also wöchentlich, anbieten können! Ergänzend zu unserem Live-Angebot bieten wir viel Abwechslung auf unserem Youtube-Kanal „Kay Johannsen“. Kurzum: Blicken wir optimistisch in die Zukunft und hoffen auf gute Perspektiven auch für größere Ensembles!
Gabriele Zerweck, Geschäftsführerin der Stiftsmusik
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