Die Online-Kulturzeitung für Stuttgart und Umgebung


Spielen, nachdenken, spielen

Lesezeit: 2 Minuten

Foto: Roberto Bulgrin/Bachakademie

Die Bachakademie hat in Stuttgart das neue Konzertformat „Hin und weg“ eingeführt. Nach dem Auftakt im Oktober folgt das zweite Konzert mit der Bachkantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ in der Domkirche St. Eberhard. Jürgen Hartmann befragte dazu den Akademieleiter und Dirigenten dieses Konzerts, Hans-Christoph Rademann.

Lieber Herr Rademann, das Konzertformat „Hin und weg“ soll an ungewöhnlichen, zeitgemäßen Orten stattfinden. Wie ordnet sich hier die Domkirche St. Eberhard ein?

Die Domkirche St. Eberhard ist mitten auf der Königstraße, wo das Konsumdenken regiert, zudem ist es eine katholische Kirche und wir spielen protestantische Kirchenmusik. Dies sind doch schon mal zwei echte Besonderheiten. Dies ist in sieben Jahren Bachakademieleitung mein erster Auftritt in der Domkirche!     

Wie unterscheidet sich die Reihe „Hin und weg“ von traditionellen Gesprächskonzerten?

Wir spielen, denken nach und spielen noch einmal. Es geht bei weitem nicht nur um Musik. Die Frage ist, was geht es mich an, was nehme ich mit? Außerdem treffen wir uns nach dem Konzert mit dem Publikum, alle Musiker.                         

Warum haben Sie für dieses Konzert gerade die Kantate »Ich hatte viel Bekümmernis« BWV 21 ausgewählt? Eignet sie sich besonders?

Diese Kantate eignet sich aus unterschiedlichsten Gründen: die Musik ist hinreißend, das Thema ist zutiefst psychologisch, wirklich menschlich und zeigt den Umgang mit Krisen, mit Bekümmernis und Traurigkeit. Es geht um den Glauben an Gott, auch wenn er fern erscheint. Da wird dem Hörer aufgezeigt, dass der Mensch eine freudige Zukunftsvision für das Leben braucht, um es gut zu meistern.                                       

Verändert ein solches, neuartiges Format auch Ihr eigenes Herangehen an traditionell präsentierte Konzerte?

Mich interessieren die Inhalte aller musikalischen Werke schon immer. So werde ich selbst inspiriert und motiviert, vor allem in Konzerten ohne Moderation, bildhaft, glaubhaft und aussagekräftig zu musizieren.

Das zweite Konzert der Reihe „Hin und weg“ findet am Donnerstag, 30. Januar um 19.00 Uhr in der Domkirche St. Eberhard, Königstraße 7, statt. Weitere Informationen unter www.bachakademie.de.


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Aktuelle Beiträge

  • Das Herbsträtsel: Wer schrieb das?
    Hegel bemerkte irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als lumpige Farce.
  • Mit klarem Blick aufs Publikum: Das Treppenhausorchester
    Das Treppenhausorchester und sein Leiter Thomas Posth sind sicher: Es braucht einen klaren Blick auf das Publikum, damit möglichst viele Menschen die Klassik entdecken. Es braucht aber noch viel größere Anstrengungen, sagt Posth. Jürgen Hartmann hat ihn befragt.
  • Harbuschs Tipps des Monats
    Ute Harbusch annonciert eine Rarität, verrät ein Geheimnis und schüttet ein Füllhorn aus. Hier sind ihre November-Tipps: Ein Chorkonzert, feine Kammermusik und eine stuttgartweit ausgreifende Drucksache könnten den meist ungeliebten Herbstmonat bereichern.
  • Demokratie heute (2): Der Blick in die Geschichte hilft
    „Was ist eine wehrhafte Demokratie?” Um diese Frage drehte sich das 40. Stuttgarter Symposion im Rathaus und suchte in der Geschichte nach Antworten. Unsere Autorin Angela Reinhardt war dabei.
  • Lukas Grimm träumt in der Gaisburger Kirche
    „I Dream of Peace“ war das Motto des Antrittskonzerts von Lukas Grimm als neuem künstlerischem Leiter des Württembergischen Kammerchors. Ute Harbusch war vor Ort.